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Marcel Weiß, neunetz.com

Nexus 190: Jetzt auch öffentlich, Mistral & Microsoft & EU & Stackit, TikTok im Abschwung

Published about 2 months ago • 14 min read

Hi,

willkommen zur ersten öffentlichen Ausgabe des Nexus-Briefings!

Seit Ende 2019 (the good old days) erscheint das Nexus-Briefing für Mitglieder mit wenigen Pausen im Jahr jede Woche. Die zahlenden Mitglieder sind begeistert, aber zu wenige Menschen lernen das Angebot kennen. Das klassische Paradoxon von Informationsgütern. Das gilt es anzugehen und gleichzeitig das öffentliche Profil von neunetz.com zu stärken.

Eines der Ziele des Mitgliederangebots war ursprünglich auch, die öffentliche Arbeit auf neunetz.com auf eine wirtschaftlich nachhaltigere Basis zu stellen. Das hat dank des Tumults der letzten Jahre nur halb geklappt; die Inhalte auf neunetz.com erschienen vornehmlich nur für Mitglieder und nicht öffentlich. (Mehr zu meinen Erfahrungen mit dem Mitgliederangebot zu einem späteren Zeitpunkt.)

Ab sofort wird Nexus zwei Mal pro Woche erscheinen.

Einmal öffentlich, immer Dienstags. Einmal für Mitglieder, wie gewohnt Freitags.

Mitglieder erhalten die 2 Nexus-Ausgaben pro Woche automatisch.

Wer neunetz.com per Email abonniert hat, erhält künftig die Dienstagsausgabe des Nexus-Briefings. Öffentliche längere Analysen und Beiträge werden zusätzlich als separate Emails versendet, ebenfalls im Volltext. Man kann für die öffentlichen Inhalte mit ein bis zwei Emails pro Woche rechnen, Nexus-Briefing inklusive.

Wie immer könnt Ihr alles neben Email auch bequem per RSS oder direkt auf neunetz.com lesen.

Diese und nächste Woche gehen wir mit der neuen Frequenz in die Testphase. Danach gibt es eine zweiwöchige Pause, in der wir den neuen Modus evaluieren. Diese Pause könnte man auch „Osterferien“ nennen. Danach geht es dann, wie wir Profis sagen, in den Regelbetrieb.

In der heutigen Ausgabe geht es vor allem um die Aufarbeitung vieler Dinge, die ich anderenorts veröffentlicht habe. Busy times!

Feedback per Email ist immer gern gesehen.

Marcel

Im Fokus dieser Ausgabe:

  • Lebensmittellieferdienste bauen wertvolle Logistikinfrastruktur für die letzte Meile auf, was noch fehlt sind Anknüpfungspunkte für Services, die sie darauf anderen Unternehmen anbieten können.
  • Es ist nachvollziehbar, dass Mistral auch mit Microsoft kooperiert. Die wichtige Frage für die EU ist, wie die Folgen der Versäumnisse der letzten Jahre minimiert werden können.
  • TikTok scheint rückläufiges Engagement zu haben. Und das während die USA eine Abtrennung von TikTok von der chinesischen Mutter einzufordern scheint.
  • und mehr

Inhaltsverzeichnis

Podcasts

neunetzcast mit Thierry Chervel

Ich habe mich für den neunetzcast mit Thierry Chervel vom Perlentaucher getroffen und über die letzten 10 Jahre Medienwandel gesprochen. Während es den US-Medien gerade sehr schlecht geht, schlagen sich die deutschen großen Medien noch recht gut, wenn auch ausgehöhlt.

neunetzcast 102: Thierry Chervel kauft sich keine Hose, geht aber mit mir essen – neunetz.fm:

Nach (zu) vielen Jahren treffen sich Marcel Weiß und Thierry Chervel wieder mittags für ein Podcastgespräch und sprechen über den anhaltenden Medienwandel von Steady bis zum aktuellen Trend der spezialisierten Newsletter von deutschen Medien und mehr.

Exchanges über Onlinelebensmittel mit Peer Schader: Die neue Logistikinfrastruktur

Exchanges #346: Food & Delivery 2024:

Foodexperte Peer Schader vom Supermarktblog besucht Jochen Krisch und Marcel Weiß in den neuesten Exchanges und bespricht mit ihnen den aktuellen Stand beim Onlinelebensmittelkauf und die Entstehung von Logistikstrukturen in diesem Sektor, die bereits über die Branche hinausstrahlt.

Wir sprechen natürlich auch wieder über das Thema, über das Jochen und ich in den Exchanges die letzten Jahre immer wieder gesprochen haben:

  • Lebensmittellieferdienste bauen eine engmaschige, hochfrequente Infrastruktur auf der letzten Meile auf
  • Damit erhalten sie automatisch auch den Kund:innenzugang
  • Zur Auslastung der aufgebauten Kapazitäten und grundsätzlich für die Erlösdiversifizierung des Geschäftsmodells ergibt es Sinn, diese Strukturen auch anderen Unternehmen anzubieten. (Nicht nur für Produktproben also physisches Retail Media, sondern für Services wie Retourenmanagement und ähnliches.)

Zum Teil passiert das in ersten Märkten bereits, wie wir im Podcast besprechen.

Meine Erkenntnis aus der Folge:

Die letzte Meile, die von diesen Unternehmen abgedeckt wird, ist zumindest in den Metropolen absehbar nicht mehr das Nadelöhr. Was jetzt noch gelöst werden muss, ist der Schritt davor. Die Anbindung zwischen Unternehmen an diese Letzte-Meile-Infrastruktur.

Das alles wird in absehbarer Zeit dazu führen, dass sich zumindest in den Metropolen die Wahrnehmung des Onlinehandels und die Möglichkeiten dieser Branche stark verändern werden.


Die Themen der vorherigen Ausgabe

Nexus 189: Apple vs. DMA, Apple vs. Epic, Claude 3 eingeordnet:


🤖 KI

Mistrals Deal mit Microsoft und die Europäische Realität

Mistral & Microsoft

Für FAZ D:Economy habe ich letzte Woche über Mistrals Deal mit Microsoft geschrieben. Mistral hat sein erstes geschlossenes Modell Mistral Large auf Azure verfügbar gemacht. (Mistral hat bis dato bekanntermaßen nur relativ offene Modelle veröffentlicht.)

Der erste Grund ist also Zugang zu den Rechenkapazitäten, welche die großen Cloud-Anbieter über die letzten zehn und mehr Jahre aufgebaut haben. Das ist ein oft übersehener Aspekt dieser Deals zwischen Konzernen und Start-ups. Die investierten Milliarden sind immer zum wesentlichen Teil Cloud-Computing-Credits. Die Start-ups kaufen Rechenleistung gegen Beteiligung.
Der zweite Grund liegt auf der Erlösseite. Zwar haben fast alle KI-Start-ups ein Endkonsumentenangebot, aber das ist in der Regel kaum mehr als Werbung für das eigene Unternehmen. Die wahre KI-Musik spielt heute und noch viel mehr morgen im B2B-Geschäft.

Es ist nicht Mistrals Schuld, dass es dafür keine europäischen Alternativen gibt.

Es ist das Ergebnis der europäischen Versäumnisse mindestens der letzten 10 Jahre.

Wer jetzt die vielversprechendsten europäischen Startups im größten Wachstumssektor der nächsten Jahre dafür bestrafen will, weil man die Realität on the ground nicht erfasst?, zementiert damit diese Situation.

Aus Sicht eines Startups, das..

  1. massive Rechenleistung braucht, um möglichst schnell(!) eigene Modelle weiterzuentwickeln (Training) und..
  2. eine möglichst große Sales-Pipeline zu potenziellen Unternehmenskunden braucht,..

..sind AWS, Azure und Google Cloud leider alternativlos.

Kein europäischer Anbieter kann bei diesen beiden Punkten auf Augenhöhe mit den US-Riesen mithalten. Deshalb gehen die Startups dorthin. Mit Ausnahme von OpenAI allerdings nicht exklusiv, wohlgemerkt. Auch Mistral ist mit seinem geschlossenen Modell nicht exklusiv bei Azure.

Mistral & die EU

Nun kann man das Verhalten von Mistral bezüglich des AI Acts unterschiedlich bewerten. Aber aus EU-Sicht stellt sich mir die Frage, wie der Markt in Brüssel eingeschätzt wird.

Entweder a.) Mistral darf sein Geschäftsmodell als EU-basiertes Startup so entwickeln, wie sie es für richtig halten oder b.) die EU muss ein US-Cloud-Verbot für EU-KI verhängen.

Aber das aktuelle Wischiwaschi in der Debatte verstehe ich ehrlich persönlich nicht.

Was dachte man denn, was passiert? Dass Mistral für Kooperationen nur auf EU-Zwerge setzt wegen Reinheitsgebot? Gibt es kein Assessment des Marktes mit realistischen Prognosen in Brüssel?

Wir reden hier von einer nicht-exklusiven Kooperation und einer homöopathisch kleinen Beteiligung (15 Millionen $), nicht von einer Übernahme oder ähnlichem.

Übrigens:

Die offenen Mixtral-Modelle beeindrucken mit ihrer Qualität auf, je nach Use Case, ungefähr GPT-3.5-Level, dank des MoE-Ansatzes. (In Nexus 186 kann man nachlesen, was das etwa für Aleph Alpha bedeutet. Spoiler: Nichts gutes.)

MoE steht für Mixture of Experts, deshalb das Mix in Mixtral. MoE bedeutet im Grunde, dass das Modell aus mehreren kleineren spezialisierten Modellen oder „Expertennetzwerken“ zusammengesetzt ist.

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Microsoft und Stackit

Abschließend: Es ist sicher nicht optimal, dass europäische Startups Kooperationen mit den bereits übermächtigen US-Riesen abschließen. Aber kein europäischer Anbieter spielt heute auf Augenhöhe mit.

Die eigentliche Frage, mit der wir uns beschäftigen müssen ist, wann das anders sein wird und wie wir da hinkommen.

Last not least: Während Microsoft Azure für KI-Einsätze architekturseitig rüstet und umbaut und in Earningscalls sagt, dass KI die Adoption von Azure beschleunigt, hat zum Beispiel Stackit, der Hoffnungsträger und Cloudanbieter der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland), nicht einmal eine Erwähnung von KI auf der Website.

„Azure AI“ hat inzwischen 53.000 Kunden, von denen sich mehr als ein Drittel in den letzten 12 Monaten erstmals für Azure angemeldet hat. „Mehr als die Hälfte der Fortune 500 nutzen heute Azure AI“, sagte Microsoft-CEO Nadella. (Microsoft again blows away earnings estimates as AI’s contribution grows – SiliconANGLE)

Mit wem soll Mistral nochmal sonst Kooperationen eingehen?

Gegenrezepte für die EU

Im manager magazin schreibt Katharina Wilhelms vom Mistral-Investor Index Ventures über das Thema.

Das ist natürlich jemand mit starkem Eigeninteresse bei dem Thema.

Sie macht aber gute Anmerkungen. Etwa, dass man in Europa immer erst die Validierung aus den USA braucht, selbst wenn es um europäische junge Unternehmen und ihre Dienste geht.

Es ist etwa tatsächlich so, dass allein die Azure-Kooperation Mistral viele Türen in Europa öffnen wird. Das muss man nicht mögen, ändert aber nichts an der Realität. (Hinzu kommen die geringeren Transaktionskosten für Unternehmen, die bereits auf Azure sind, und sich für Mistral interessieren könnten.)

Die Geschichte lehrt uns, dass europäische Start-ups oft einzig dann Verträge mit europäischen Playern erhalten, wenn sie zuerst eine Partnerschaft mit US-Unternehmen eingegangen sind. Und wenn Start-ups doch eine Partnerschaft mit europäischen Firmen eingehen, finden sie sich oft in der Pilotphasenhölle wieder, in der sie erst sechs Monate mit einem Piloten und dann weitere sechs Monate mit der Markteinführung verbringen. Das ist kein Zeitplan, der für wachstumsstarke, dynamische Start-ups funktioniert. Auch europäische Regierungen zögern häufig, von Start-ups zu kaufen – und ihr Beschaffungsprozess wirkt abschreckend auf die jungen Firmen.
Nach Angaben der Unternehmensberatung McKinsey ist der Anteil der Software-Firmen an den 100 wertvollsten Unternehmen in den USA zwischen 2010 und 2020 von 18 auf 39 gewachsen. In Europa wuchs die Zahl nur von 4 auf 7 Firmen.

Wenn die EU möchte, dass europäische Startups möglichst wenig Kontaktpunkte mit den bereits mächtigen US-Riesen eingehen, dann muss sie systematisch alle Punkte angehen, die Startups betreffen könnten.

Ich habe dazu auch noch mehr Gedanken, die ich gesondert nochmal sortieren und aufschreiben muss.

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Die Folgen spezialisierter KI-Chips

Ebenfalls für die FAZ habe ich vor zwei Wochen über die Hardware-Entwicklungen geschrieben, anlässlich von Groq, das mit spezialisierten KI-Chipsystemen für Furore sorgte.

Die notwendige Rechenleistung für KI sorgt für einen Höhenflug bei Nvidia und Chipknappheit und schafft überall Druck, Hardware zu optimieren.

Entscheidend für die nähere Zukunft: Groq als auch Meta und Google entwickeln spezialisierte Chipsysteme mit zugehörigen Softwarekomponenten, um diese optimal anzusprechen.

Daraus können wiederum leicht Spezialisierungen im Stack mit eigenen Netzwerkeffekten entstehen, weil jede Optimierung spürbare Einsparungen in Zeit und (Energie-)Kosten mit sich bringt.

Oder anders: Es ist kein unrealistisches Szenario, dass wir in ein paar Jahren hoch inkompatible KI-Techstränge haben werden.

Ich bin recht stolz auf den Text, lest ihn!


📱💸 Big Tech

Planloses Apple vs. EU & Epic

In Nexus 189 schrieb ich:

Apple mag Epic deshalb zu recht nicht vertrauenswürdig nennen. Die große Frage bleibt aber, ob das Apple berechtigt Epic das Anbieten eines alternativen Appstores zu untersagen.
Meine Antwort ist eindeutig: Nein. Apple ist nicht im Recht.
Epic mag gegen Apples Richtlinien verstossen haben. Aber Apple argumentiert damit, dass es nur versucht, die Sicherheit der Nutzer aufrecht zu halten. Ich bin gespannt, wie Apple vor Gericht argumentiert, an welcher Stelle Epic die Sicherheit der Nutzer riskiert.
Der Epic Game Store hatte auf dem PC über 62 Millionen MAUs Ende 2022. (Statista)
Das ist keine kleine Spyware-Bude sondern ein Gamingunternehmen, mit Fortnite, Store und Unreal Engine. Diesem Unternehmen zu unterstellen, es könne die Sicherheit der User gefärden, ist lächerlich.

Ich habe, auch auf einer strategischen Was-will-ich-damit-erreichen-Frage, nicht nachvollziehen können, was genau Apple hier macht. And low and behold, Apple hat nach Feedback von der EU Epic den Entwickleraccount für den kommenden Appstore von Epic zurückgegeben. (Golem)

Das ist innerhalb einer Woche passiert.

Ich stimme diesem Text nicht komplett zu, aber er fasst zumindest das Entscheidende bei diesem Thema zusammen. Apple scheint noch nicht erfasst zu haben, was genau sie mit der EU und dem DMA vor sich haben.

Das lässt sich unabhängig davon festhalten, wie man zu Apple oder zum DMA steht.

Facing reality, whether it’s about Apple or the EU, is a core requirement for good management:

Normally when the EU regulates a given sector, it does so with ample lead time and works with industry to make sure that they understand their obligations.
Apple instead thought that the regulatory contact from the EU during the lead time to the DMA was an opportunity for it to lecture the EU on its right to exist. Then its executives made up some fiction in their own minds as to what the regulation meant, announced their changes, only to discover later that they were full of bullshit.
This was entirely Apple’s own fault. For months, we’ve been hearing leaks about Apple’s talks with the EU about the Digital Market Act. Those talks were not negotiations even though Apple seems to have thought they were. Talks like those are to help companies implement incoming regulations, with some leeway for interpretation on the EU’s side to accommodate business interests.
Remember what I wrote about electrical plugs? The EU is pro-business – often criticised for being essentially a pro-business entity – and not in favour of regulation for regulation’s sake.
If Apple had faced reality and tried to understand the facts as they are, they would have used the talks to clarify all of these issues and more well in advance of the DMA taking effect.

Dazu passt die Strafe bezüglich des Umgangs mit Spotify in Höhe von fast 2 Milliarden € (WSJ/MSN) ebenso wie der Zickzackkurs bei Webapps. (TechCrunch)


🎛 Plattformen

Vision Pro und die Einordnung von Plattformen

Ebenfalls für die FAZ habe ich jüngst anhand der Apple Vision Pro aufgeschrieben, wie man Plattformen für sich einordnet.

  • Da wäre einerseits das zurückliegende Verhalten des Plattformproviders (Apples geduldiges, iteratives Vorgehen vs. die Spaghettiparade des Glasshole-Herstellers Google) aus dem sich ein künftiger Umgang mit einer jungen Plattform zumindest erahnen lässt
  • Die Lösung oder Nichtlösung des Henne-Ei-Problems (auch Coldstart-Problem genannt)
  • Prognose der Entwicklung der notwendigen Installed Base, von Vorabinvestitionen etc.; im Falle der Vision Pro beginnt es etwa erst zum Mainstream-Thema zu werden, wenn es eine Hardware mit Preispunkt in der Region des Macbook Airs gibt.

VisionOS und AR/VR von Apple bleibt, das ist sicher. Unklar ist lediglich, wie groß der Markt dafür sein wird.


📺 Medienwandel und vernetzte Öffentlichkeit

TikTok im Abwind?

Interessante Social-Media-Zahlen in diesem Bericht: Meta Enjoys Record Adspend While TikTok Faces 39% Engagement Decline

Laut dem neuesten Social Media Benchmarks-Bericht der Kundenbindungsplattform Emplifi, der sowohl organische als auch bezahlte Aktivitäten auf Instagram, Facebook, TikTok und X/Twitter für über 325.000 globale Marken in Q4 2023 analysierte, schlägt Instagram weiterhin TikTok bei den organischen Videoaufrufen – ein Trend, der wohl schon seit Anfang 2022 anhält.

Hier kommt der eigentliche Knaller: Während Instagram und Facebook sich bei organischen Inhalten in den letzten zwei Jahren wohl recht gut schlagen, ging das organische Engagement von TikTok weiter zurück, und zwar um 39% in Q4 2023 im Vergleich zu Q1 2022.

TikTok hat absolut gesehen besseres Engagement als Facebook (oder X, lol), aber: die Post-Interaktionen pro 1.000 Impressionen sind wohl um 26% seit Anfang 2022 zurückgegangen.

Ich habe neulich auf Threads unfindbar gelesen, dass das unter anderem mit dem Push von TikTok Richtung TikTok Shop zu tun hat, was vielen Creators dort den Boden unter den Füßen weggezogen haben soll, weil sich damit die Metriken innerhalb der algorithmischen Blackbox verschoben haben. In Folge davon verschiebt sich natürlich der Fokus der Kreativschaffenden, die frei zwischen Instagram Reels, YouTube Shorts und TikTok wählen können.

Ich habe, ehrlich, keine Ahnung ob das stimmt. Es klingt zumindest nachvollziehbar. (Zumindest wenn man die Timeline ausblendet. Der Abwärtstrend ist älter als TikTok Shop.)

Es wäre timingseitig für TikTok keine gute Zeit zu schwächeln.

Die USA bereitet gerade einen regulatorischen Schlag gegen TikTok vor.
Axios Pro Rata (von mir übersetzt, mit Hilfe von DeepL):

Es ist kein Verbot. Zumindest noch nicht.
– Stattdessen wird verlangt, dass ByteDance – das wertvollste VC-finanzierte Unternehmen der Welt – seinen Anteil an TikTok innerhalb von 180 Tagen nach Inkrafttreten des Gesetzes auf unter 20 % senkt.
Sollte ByteDance sich weigern, entweder aus eigenem Antrieb oder auf „Wunsch“ der chinesischen Regierung, können die USA ein Verbot verhängen.
Der entscheidende Schritt wäre daher, dass ByteDance TikTok (oder zumindest TikTok U.S.) als unabhängiges Unternehmen mit eigenen Anteilen ausgründet. Dann müssten ByteDance und seine in China ansässigen Mitarbeiter weniger als zusammen 20 % der Anteile an dem neuen Unternehmen halten (der Gesetzentwurf verweist auch auf die operative Kontrolle, die sich wahrscheinlich auf die Stimmrechtskontrolle beziehen würde).

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✴️ Mehr Wissenswertes

KI-Experte Simon Willison über Claude 3 und andere hochperformante Modelle. The GPT-4 Barrier Has Finally Been Smashed:

Claude 3 Opus, March 4th. This is just a few days old and wow: the vibes on this one are really strong. People I know who evaluate LLMs closely are rating it as the first clear GPT-4 beater. I’ve switched to it as my default model for a bunch of things, most conclusively for code—I’ve had several experiences recently where a complex GPT-4 prompt that produced broken JavaScript gave me a perfect working answer when run through Opus instead
none of those models are openly licensed or weights available
none of these models are being transparent about their training data

Ich bleibe vorerst dabei, was ich letzte Woche schrieb. Auch wenn Claude 3 Opus beeindruckend ist, die Tatsache, dass es sehr viel teurer als jedes andere Modell ist, schränkt die Nützlichkeit im Alltag stark ein.


TV-Streamingbox-Hersteller Roku zeigt in den USA wie man Kund:innen loswird. Ars Technica:

Roku has further aggravated customers who have found that disagreeing to its updated terms is harder than necessary. Roku is willing to accept agreement to its terms with a single button press, but to opt out, users must jump through hoops that include finding that old book of stamps.
To opt out of Roku’s ToS update, which primarily changes the „Dispute Resolution Terms,“ users must send a letter to Roku’s general counsel in California mentioning: „the name of each person opting out and contact information for each such person, the specific product models, software, or services used that are at issue, the email address that you used to set up your Roku account (if you have one), and, if applicable, a copy of your purchase receipt.“ Roku required all this to opt out of its terms previously, as well.

Es könnte ein weiterer Fall von ‚Verzweiflung im Angesicht von Big-Tech-Wettbewerb‘ sein.


Die kommende Energie/Solar-Revolution bleibt eine der größten und gleichzeitig am wenigsten beachteten Entwicklungen der aktuellen Zeit. Noah Smith:

Casey Handmer points us to data on solar and battery scaling:
This means that the more solar and batteries we built, the cheaper it got to build yet more solar and batteries. Will these cost declines continue? No one knows; the solar cost curve decelerated in the late 2000s (due to high commodity prices) and then massively re-accelerated in the 2010s (due to Chinese production),
But as Handmer points out, we really haven’t deployed that much solar and battery power yet, compared to how much we plan to deploy. That leaves lots of scope for much further cost declines. This will be more important in batteries than in solar, since solar will come to be dominated by the cost of land. But in both cases, there’s every reason to believe that these energy technologies are going to get even cheaper.
The last age of energy abundance — the oil age, in the early 20th century — gave us cars and airplanes and cheap shipping. The advent of cheap solar and batteries could give us cheap metal production, cheap recycling, cheap desalination, cheap robotics, and any other number of cool futuristic stuff.

Ich hatte unter anderem 2021 in Nexus 91 (oh my) darüber geschrieben.

~


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Marcel Weiß, neunetz.com

Strategy Analyst, Publizist, Podcaster, Keynote Speaker, Holzhacker

Ich analysiere auf neunetz.com seit 2006 die digitale Wirtschaft. Im wöchentlichen Newsletter landen alle öffentlichen Analysen und weitere Einschätzungen von mir.

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